Mittwoch, 8. Dezember 2010

Was mache ich eigentlich hier in Kakuma? - oder - Aller Anfang ist schwer!

Wie ich Euch bereits vor einigen Wochen per e-mail berichtet habe, wurde meine Destination in letzter Minute geändert, so dass ich mit dem Flugzeug anstatt in Bangui (Republik Zentralafrika) in Nairobi (Kenia) ankam. Nach Abschluss meines Studiums als Wirtschaftsingenieur und dem Eintritt in den Jesuitenorden - malte ich mir verschiedene Aufgaben aus, die mich aufgrund meines Studiums eines Tages erwarten könnten (wie z.B. Ökonom). Eines habe ich mir jedoch sicherlich nicht einmal in den kühnsten Träumen vorgestellt, nämlich eines Tages verantwortlich für das Computernetzwerk und die gesamten IT Angelegenheiten zu sein. Doch genau diesen Auftrag erhielt ich und wurde damit ins Flüchtlingslager nach Kakuma geschickt. 
Nun ja - die legendären Vorlesungen zu JAVA bei Prof. Dr. Detlef Seese habe ich mit Erfolg überlebt - die Prüfungen zu Einführung in die Informatik 1,2 und 3 ebenso mit beachtlichem Erfolg bestanden - und selbst die Vorlesungen zu den Echtzeitsystemen konnte ich überwinden. Ein geeigneterer Fachmann hätte also gar nicht gefunden werden können.
Meine Stimmung kurz nach Ankunft in Kakuma: Eine Mischung zwischen Weinen, Lachen und Schreien. Wie soll ich in dieses Durcheinander Ordnung bringen und die vielen Probleme lösen?





Am Tag nach meiner Ankunft in Kakuma führte mich der Projektleiter JRS (ein Kenianer und Nichtjesuit) zu den Orten meiner Tätigkeit. Die Dialoge liefen wie folgt ab:

1. Projektleiter: Hier ist der Mast - hier kommt das Internet vom anderen Ort etwa drei Kilometer entfernt an. Und hier sind die gesamten Kabel. Und irgendwo hier gibt es zwei Sender, durch die wir eigentlich Wireless Internet haben sollten. Aber es funktioniert nicht. Das musst Du lösen.
<Gang in ein Büro&gt; Und hier ist ein Router und noch ein paar Dinge (u.a. einige Kabel)
ICH: Wofür ist dieser Router und welches Kabel führt zum Mast und..
Antwort Projektleiter: Keine Ahnung - vielleicht so oder so? Ich habe keine Ahnung - und hier hat niemand eine Ahnung.

2. Fahrt zu einem anderen Gebäude im Camp.
Projektleiter: Hier ist der Mast und hier kommt das Internet an - und wird irgendwie dann zum anderen Ort gesendet.
ICH: Welches Gerät ist wofür verantwortlich und welches Kabel führt wohin?
Projektleiter: Keine Ahnung.
<Gang in einen Raum&gt;

Projektleiter: Hier sind zwei Router und noch ein paar andere Geräte. (Anmerkung von mir: Und es gab noch viele, viele Strom- und Internetkabel)
ICH: Und was ist wofür da?
Antwort Projektleiter: Keine Ahnung. - Und hier haben wir noch ein Backup System (viele Batterien, die vom Generator geladen werden und den Computerraum und den Serverraum bedienen). Und hier ist noch der Generator.

Im Groben war dies die Einführung. Das Internet war instabil - mal hat es funktioniert - mal war es aus. Dann war es langsam - und mal ordentlich. Das Wireless Internet im Büro und Wohnbereich hat an manchen Stellen überhaupt nicht funktioniert - an anderen nur gelegentlich... "So und das musst Du jetzt lösen." Blöderweise hatte ich den Eindruck, dass alles am Besten am folgenden Tag gelöst sein sollte. Dieser Eindruck erhärtete sich, nachdem ich am darauffolgenden Tag ein Problem gelöst hatte (im Anschluss an ein Telefonat mit einem der vielen Lieferanten). ICH darauf zum Chef: "Das Wireless Problem im Bürobereich ist gelöst" Antwort: "Und was ist mit dem Internet im Wohnhaus?"

Wie heißt es so schön: Aller Anfang ist schwer!  ----  Und ich lebe immer noch!

6 Kommentare:

  1. hey....weinen, lachen schreien...kling nach einem interessanten "emotionsladung" =)
    weiterhin viel erfolg für dein projekt und gut, dass diesen blog eingerichtet hast!
    weiße t-shirts gibt da in dem fall auch. =)
    gruß ds

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  2. ja, weisse T-Shirts sind nicht nur in Deutschland, sondern auch in Afrika in!

    Christian

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  3. Mann gehts dir gut. Konkrete Probleme mit konkreten Menschen. Nix Abstraktes, dazu Sonne und warm während wir hier im Matsch versinken. Schade dass ich für so was nicht qualifiziert bin... Schönen dritten Advent, Jörg

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  4. Na ja, nichts Abstraktes ist gut. Mit Computern zu arbeiten und sich mit dem Netzwerk zu beschaeftigen (und gelegentlich herumzuaergern) ist durchaus auch abstrakt.

    Man idealisiert eben immer, was man nicht hat. Gelegentlich denke ich mir - "Eine ordentliche Saukaelte waere doch auch schoen" - oder - "Ein Gluehwein waere jetzt nett, um wenigstens einmal erinnert zu werden, dass jetzt Advent ist".
    Der Mensch ist schon eigenartig.
    Auch Dir einen schoenen Adventssonntag
    Christian

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  5. Sir Christian!!! Schreib weiter so! Ich schmunzel gerade und Sitze mit nem breiten Grinsen vor dem PC, wenn ich dich mit all den abstrakten Kabeln sehe :-) ich glaub das du alles hervorragend machst!

    Viele gruesse aus Bachheim
    Ralf

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  6. @ Ralf
    Im Nachhinein kann ich auch Schmunzeln - zu Beginn fand ich es aber gar nicht lustig. Manchmal muss man leiden, um lachen zu koennen. Welch eine Weisheit!

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