Dienstag, 10. April 2012

Impressionen von den Kar-und Ostertagen in Kakuma
- oder -
Wie stark das Osterfeuer die Nacht erhellt!

Zu Beginn der Karwoche unterhalte ich mich mit einem Flüchtling, der einer der vielen kleinen Freikirchen angehört. Im Gespräch stellt sich heraus, dass der an den Kar-und Ostertagen studieren will. Ich bin überrascht, da er in seiner Kirche engagiert ist und normalerweise an allen Feierlichkeiten teilnimmt. Auf meine Frage, ob er nicht an den Gottesdiensten an Gründonnerstag, Karfreitag und in der Osternacht teilnimmt, antwortet er: "In meiner Kirche feiern wir nur den Ostersonntag. An den anderen Tagen haben wir keine Liturgie." Gibt es einen speziellen Grund für das Auslassen dieser Feiern? Darauf er: "Ich weiß auch nicht weshalb. Vielleicht weil wir nicht genügend Geld haben an jedem Tag im Anschluss an die Gottesdienste ein großes Fest zu feiern." In vielen Kulturen Afrikas ist jede außergewöhnliche Feier mit einem Fest verbunden. Werden die Kartage nicht begangen, da dies Tage der Trauer und des Mitvollzugs der Passion Jesu sind und ein großes Fest daher nicht gefeiert werden kann? Rätselnd bleibt mir der wahre Grund verborgen. Ich bin überrascht und stelle fest: Die Auferstehung Christi kann also auch gefeiert werden, ohne zuvor seines Todes zu gedenken.
Die Fusswaschung als Zeichen des Dienstes und der Liebe
wird auch in Kakuma durchgeführt.P. Luis Amaral wusch
an Gründonnerstag 12 jungen Männern die Füsse.

An Gründonnerstag und Karfreitag sind in den Kirchen wesentlich weniger Menschen, als üblicherweise an Sonntagen. In der Kirche, in welche ich an Gründonnerstag und Karfreitag gehe, ist die Kirche vielleicht zu 25% gefüllt; an einem normalen Sonntag ist die Kirche jedoch voll. Dieses Phänomen fiel mir bereits letztes Jahr auf - und bis heute habe ich keine Erklärung dafür. Vielleicht liegt es daran, dass in der Heimat der meisten Flüchtlinge nur selten ein Priester vorbei kommt, somit keine Kartage gefeiert werden und dann erst am Ostersonntag oder in der Osterzeit ein Priester in einem Ort vorbei kommen kann.

Die Gottesdienste werden trotzdem festlich gestaltet und es bleibt der Eindruck, dass die Teilnehmer innerlich die Passion Jesu mitgehen. Vermutlich sind jetzt vor allem diejenigen anwesend, die ihren Glauben aus einer tiefen inneren Überzeugung leben.

Die Osternacht hatte dann seinen ganz besonderen Reiz. Bei der Segnung des Osterfeuers spricht der Priester: 
"Allmächtiger, ewiger Gott, du hast durch Christus allen, die an dich glauben, das Licht deiner Herrlichkeit geschenkt. Segne dieses neue Feuer, das die Nacht erhellt, und entflamme in uns die Sehnsucht nach dir, dem unvergänglichen Licht, damit wir mit reinem Herzen zum ewigen Osterfest gelangen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn."
Und siehe da - das Feuer erhellt so sehr die Nacht, dass es nahezu die Intensität der Sonne hat. Mir geht spontan durch den Kopf: "Der Herr meint es gut mit uns!" Diese Gedanken gehen mir kurz darauf
Die Segnung des Osterfeuers - irgendetwas scheint hier nicht zu stimmen.
abermals durch den Kopf. Als wir in der Kirche einziehen, wird das Exsultet gesungen. Beim Exsultet handelt es sich um einen Lobgesang auf Gott und seine Taten am Volk Israel als es aus Ägypten auszog und wie die Auferstehung Christi den Tod besiegt. In diesem Gesang ertönen immer wieder die Worte: "Dies ist die Nacht" und o "wahrhaft selige Nacht". Die Nacht ist hier noch Tag, da die Osternachtsfeier aus Sicherheitsgründen so früh beginnt, so dass bei Dunkelheit die Flüchtlinge wieder in ihren Wohnbereichen sind.
Die Lesungen der Osternacht mit der Beschreibung des Auszugs des Volkes Israel aus Ägypten sind so passend für die anwesenden Flüchtlinge. Wenn ich beim Hören dieser Schriftstelle an Gespräche mit Flüchtlingen denke, geht es mir unter die Haut. Unterdrückung, Folter und Verfolgung haben nicht das letzte Wort. Der Herr hört das Flehen seines Volkes und flieht mit seinem Volk und wandert mit ihm - und die vollständige Erlösung aller Menschen wird schließlich besiegelt durch den Tod und die Auferstehung Christi. 

Die Osternacht und dann auch der Ostersonntag (die Kirchen sind nun so voll, dass viele stehen - und zwar auch außerhalb der Kirche) wird mit einer großen Freude gefeiert. Liegt es daran, dass viele die Errettung aus der Not erlebt haben und bereits jetzt immer wieder eine Befreiung spüren? Wenigstens  einige Flüchtlinge haben gegenüber mir so den Zusammenhang zwischen ihrem Leben und der Feier des Osterfestes so beschrieben; sie haben bereits eine Errettung erfahren, fühlen sich gestärkt und erwarten die vollständige Erlösung. Und selbstverständlich freuen sich alle über ein Fest, welches den kargen Alltag durchbricht. Hier ein kleines Video von Ostersonntag:

An Karfreitagabend und am Samstag nach der Osternachtsfeier scheint der Muezzin lauter als üblicherweise zum Gebet zu rufen. Will er nur kurz in Erinnerung rufen, dass es in Kakuma auch noch Muslime gibt und die auch die Mehrheit unter den Flüchtlingen sind?

Am Ostersonntag sind alle Christen auf den Beinen - und viele freikirchliche Gruppierungen nutzen die Chance um Paraden abzuhalten - es ist eine Zeit des Feierns, aber auch des sich Präsentierens. Das Video gibt einen kleinen Einblick. Bei der Gruppe, die ich filmte, schien mir, dass sie vor allem im Kreis marschierten.

Allen eine gesegnete Osterzeit!

1 Kommentar:

  1. Hi Brauni,

    ich sehe, dass die Feierlichkeiten in Afrika doch ein wenig von den unsrigen abweichen. Warum laufen die Leute denn eine ganze Weile im Kreis herum? Wenn ich mir vorstelle, dass es dazu noch ziemlich warm ist, dann sieht das sehr anstrengend aus...

    D.B.

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