Montag, 3. Januar 2011

Zum Feilschen geboren - oder - Mist! Ich wollte doch gar nichts kaufen!

Die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr habe ich in Nairobi verbracht. Neben einzelnen Besichtigungen wollte ich auch wenig ausloten, wie viel ich als Auslaender fuer Souvenire bezahlen muss. Feilschen finde ich grundsaetztlich eigentlich bloed - ich will einfach nur einen angemessenen Preis bezahlen und nicht gruebeln, ob ein Preis gut oder unverschaemt ist bzw. wie weit ich es mit dem Feilschen bringen kann. Kaufen wollte ich in diesen Tagen definitiv nichts, vielmehr sollten mir die Preise aus dem Feilschen helfen spaeter etwas bei einem Fluechtling zu bestellen, der Schnitzer ist.
Also fuhr ich mit einem Minibus zu einem Maasai Markt (die Maasai sind ein Stamm in Kenia, welche fuer ihre Kunstprodukte bekannt sind). Nachdem ich einige der vielen Staende abgelaufen hatte, wusste ich in etwa, um welche Produkte ich an vielen Staenden feilschen kann. Nun ja, manch einer mag sagen, es sei gemein mit Haendlern zu feilschen, ohne ueberhaupt etwas kaufen zu wollen. Aber die Anfangspreise der Haendler waren zu Beginn grundsaetzlich ebenso unverschaemt, so dass ich mein Handeln gut mit meinem Gewissen vereinbaren konnte. Ich erkundigte mich also an den einzelnen Staenden nach den Preisen. Relativ schnell waren mir die Einstiegsangebote bekannt - bei manchen lagen sie allerdings doppelt so hoch wie bei anderen. Kopfschuettelnd ging ich einfach weiter, wobei natuerlich der Haendler hinterher lief. "The price is negotiable", hoerte ich immer wieder. Egal wie hoch der Einstiegspreis war, nach nur einigen Wortwechseln und einem Beharren meinerseits, dass dies doch viel zu teuer sei, wurde ich aufgefordert meinen besten Preis abzugeben. Gelegentich blieb ich dann wohl viel zu weit unter einem realistischen Preis, so dass die Haendler dann ihrerseits nur den Kopf schuettelten und meinten: "Your price is not realistic!" worauf ich erwiderte: "Your first price was as realistic as my last price." Lachend verabschiedeten wir uns und ich ging weiter. Immer wieder lauschte ich auch bei anderen Verhandlungen, um zu sehen wie weit man runter kommen kann - und zu erfahren, welcher Preis erzielbar ist. Nach einer Stunde wollte ich nach Hause, kam aber nochmals an einem Stand vorbei. Ich schaute mir einen Gegenstand an und erhielt den Einstiegspreis 5.000 Shilling (was als Einstiegspreis schon eher weit unten lag). Darauf fragte die Verkaeuferin, wie viel ich bereit waere zu zahlen. Antwort: 800 Shilling (was zu gegeben schon fast unverschaemt ist)! Schon war die Verkaeuferin bei 2300 Shilling. Meine Antwort: Das ist viel zu viel. Und schon war sie bei 2000 Shilling. Fuer diesen Gegenstand war dies bereits der niedrigste Preis des Tages - "Ha", dachte ich mir selbstsicher, "viel niedriger wird die gute
Die erfeilschte Schuessel - ist sie nicht schoen?
Frau nicht mehr gehen." Ich erklaerte also hoechstens 1000 Shilling bezahlen zu wollen. Schon war der Preis bei 1600 Shilling. Wiederum wurde ich aufgefordert einen Preis zu nennen - ich liess mich darauf ein und nannte 1200 Shilling. Ich dachte mir: "1200 Shilling. Nie und nimmer wird sie sich auf den Preis einlassen - und weiter bewege ich mich einfach nicht!"
Darauf ging die Haendlerin auf 1500 Shilling und schliesslich runter auf 1200 Shilling (etwa 10 Euro). Meine Gedanken waren nur: "Mist! Ich wollte doch gar nichts kaufen!" Ehrlich gesagt habe ich extrem bloed geschaut. Niemals haette ich damit gerechnet diese Schuessel fuer diesen Preis zu erhalten - ich hatte sie aber somit gekauft; wegrennen war nicht moeglich. Nun habe ich eine schoene, handgeschnitzte Schuessel und weiss nicht, was ich damit anfangen soll. Zu meiner Erleichterung meinten in der Jesuitenkommunitaet ein Ugander und ein Kenianer, dass ich dafuer doch mindestens 2500 Shilling, wahrscheinlich sogar 3000 Shilling bezahlen musste. Immerhin konnte ich mir auf die Schulter klopfen und sagen: Du bist zum Feilschen geboren!

6 Kommentare:

  1. Hi Christian,
    kann mir die Situation sooo gut vorstellen:-)))))
    Glaube auch, dass Du zum Feilschen geboren bist, wenn das jetzt so öffentlich bekannt ist, wird man nun bestimmt nur Dich zum Einkaufen schicken, muss dann vlcht. in Kauf nehmen, dass Du auch paar Sachen zusätzlich mitbringst (als Du ursprünglich wolltest:-)))
    Die Schüssel sieht ja echt nicht schlecht aus.
    Also mach´s weiterhin so:-)))
    Martina

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  2. Ein wirklich großartiges Bild eines echt authentischen Gesichtsausdrucks! ;-D

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  3. Hallo Christian,
    sind die Viecher im Preis inbegriffen bei der Schüssel?
    Würde ich Dir glatt abkaufen für das Geld, sieht irgendwie schön aus.
    Wobei - eine Anwendung dafür hätte ich auch nicht...
    Viel Spaß noch beim Feilschen
    A.

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  4. @ A.
    Hi,
    ja die Viecher sind im Preis inbegriffen. Ich schicke Dir die Schuessel fuer 20 Euro + Portokosten. Falls kein Widerspruch innerhalb von 3 Tagen erfolgt, gehe ich von einer Zustimmung aus und der Vertrag kommt zustande :)

    Viele Gruesse

    Christian

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  5. Ich biete Dir 5 EUR und DU trägst die Versandkosten!

    ;-)

    A.

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  6. Hi,
    man kann so eine Schüssel zum Bsp. zum Salat zubereiten nehmen, kann aber auch seine Füße (wenn es von der Größe passt) reinstecken, und ein entspanntes Fußbad nehmen. Ich habe dies in Konstanz auch öfters gemacht, aber es den Leuten die den Salat darin anmachten nie erzählt, bzw. erst am Schluss als ich aus dem Wohnheim ausgezogen bin.
    Sie wurden dann ein wenig bleich im Gesicht, aber sie leben alle noch ;-)

    Die Geschichte kommt mir bekannt vor, denn ähnliche Verhandlungen habe ich während meiner Asienreise erlebt. Man nennt einen unmöglich tiefen Preis, und liegt plötzlich gar nicht soweit weg, bzw. handelt munter weiter. Das Ganze ist in unserer Kultur nicht denkbar, aber ein Kollege (Araber) vom Geschäft meinte mal, dass die Leute schon fasst sauer werden, wenn man nicht mit ihnen handelt bzw. den Preis versucht zu drücken.

    Alles Gute
    J.

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