Nachdem in den letzten Monaten die Fluechtlinge hier Einfuehrungskurse erhalten haben, hat nun diese Woche offiziell das Fernstudiumprogramm JC-HEM (Jesuit Commons - Education at the Higher Margins) begonnen. Bei diesem Programm erhalten hier in Kakuma 35 Fluechtlinge jaehrlich die Chance ein dreijaehriges Fernstudium an einer Jesuitenuniversitaet in den USA zu absolvieren. Fuer viele ist dies die einzige Moeglichkeit nach erfolgreichem Schulabschluss ein Studium zu beginnen, da die durchschnittliche Verweildauer in dieser Art von Fluechtlingslager etwa 18 Jahre betraegt (so etwas haette bis vor einigen Monaten nicht fuer moeglich gehalten).
Ein Blick in den Computerraum |
Zum reibungslosen Ablauf des Studiums ist selbstverstaendlich eine stabile Internetverbindung sowie ein gut funktionierendes Computernetzwerk notwendig - wofuer ich als Spezialist engagiert wurde:-). Allerdings benoetigt man nicht nur hier in Afrika ein stabiles Netzwerk, sondern auch in den USA. Da die Amerikaner wohl nicht so sehr mit Spezialisten gesegnet sind, konnten sich unsere Studenten in den ersten Tagen auch nicht auf ihrem Account in den USA einloggen. Wer die USA bei ihren Bemuehungen unterstuetzen will, melde sich bitte bei mir.
Die Studieninhalte sind breit gefaechert. Zu den Themen werden gehoeren: Lerntheorie, Ethik und Leadership, interkulturelle Kommunikation, Konfliktmanagement, Einfuehrung in Finanzen und Betriebswirtschaft, Wirtschaftsethik, Anthropologie, Logik und kritisches Denken, Weltreligionen etc. Manch einer fragt sich vielleicht, wofuer dieses Studium gut sein mag. Wie sehen die Studenten dies?
Der Fluechtling C. aus dem Sudan erklaert, dass er sich ueber dieses Chance ungemein freue - damit haette er niemals gerechnet. Bisher wurde ein solches Studienprogramm im Camp nicht angeboten. "Wenn ich spaeter ein etwas spezialisiertes Studium absolvieren moechte, dann habe ich schon viele grundlegende Studienkenntnisse, die sehr hilfreich sein werden." Und wenn er diese Chance nicht erhaelt, ist das Studium vergeudete Zeit? "Nein", antwortet er energisch. "Dieses Studium entwickelt meine Persoenlichkeit. In den ersten Monaten habe ich sehr viel ueber mich gelernt - mich selbst vollkommen anders wahrgenommen und mehr reflektiert - warum Dinge tagsueber schief liefen, was schoen war... Im Studium erhalte ich einen anderen Blick fuer die Realitaet; es oeffnet meine Augen und erweitert meinen Horizont... Das Ziel des Studiums ist es am Ende Menschen fuer andere zu sein, d.h. die erworbenen Erfahrungen und das Wissen nicht fuer sich selbst egoistisch einzusetzen, sondern anderen zur Verfuegung zu stellen." Da z.B. ausgebildete Lehrer sowohl im Camp als auch im Sudan Mangelware sind, koennte das Studium spaeter auch auf diese Weise sinnvoll angewendet werden. Schliesslich fuegt C. noch hinzu: "Mit Hilfe des Studiums werde ich andere Kulturen - wie z.B. der vielen Staemme im Sudan und deren Sichtweisen besser verstehen. Offenheit fuer die Kulturen der anderen Staemme wird fuer den Frieden im Sudan von entscheidender Relevanz sein." Die Breite des Studieninhalts wird C. mit Sicherheit die Moeglichkeit bieten, die Welt mit anderen Augen zu sehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen