Danken heißt sich vor Gott hinsetzen und sich freuen
(Afrikanisches Sprichwort)
Zwei Jahre Mitarbeit im Jesuitenflüchtlingsdienst (JRS – Jesuit Refugee Service) waren für mich vorgesehen. Eine insgesamt überschaubare Zeitspanne, vor allem verglichen mit der Dauer des Aufenthalts von Flüchtlingen in Kakuma. Für sie sind 10, 15 oder gar 20 Jahre in Kakuma eher die Regel, als die Ausnahme. Meine Zeit ist nun vorüber und mit Dankbarkeit darf ich zurückblicken.
Abschied von den Flüchtlingen, die mit mir im Education Center arbeiteten |
Es ist:
- Dankbarkeit gegenüber den Verantwortlichen des Ordens in Deutschland, die mir diese Chance eröffnet haben und die Arbeit des JRS durch meine Sendung unterstützen wollten.
- Dankbarkeit gegenüber vielen Menschen in der Heimat, die sich für das Schicksal von Menschen auf der Flucht interessierten und die oftmals mit großzügigen Spenden die Arbeit des JRS unterstützten (darf übrigens gerne weiter getan werden :)).
- Dankbarkeit gegenüber Kollegen und Mitbrüdern in Kakuma, mit denen ich Schönes und Beschwerliches teilen konnte und die mich in schweren Zeiten aufbauten.
- Und natürlich Dankbarkeit gegenüber vielen Flüchtlingen, denen ich begegnen durfte. Ich flog nach Afrika mit dem Wunsch mit den Flüchtlingen Glaube, Hoffnung und Liebe teilen zu können. Die Welt lässt sich nicht verändern, aber kleine Schritte können gegangen werden. Flüchtlinge fühlen sich oftmals von der Welt vergessen und verlassen. Durch meine Gegenwart wollte ich den Menschen vor Ort zeigen, dass sie nicht vollkommen vergessen sind – sich auch Freunde und Bekannte in Deutschland für Ihr Schicksal interessieren, und dass sie trotz der widrigen Umstände eine Würde besitzen und Gott anwesend ist. Viele meiner Erwartungen wurden erfüllt – doch ich wurde noch sehr viel mehr von den Flüchtlingen beschenkt. Daher gilt ihnen mein größter Dank. Vieles durfte ich von ihnen lernen und staunen – von ihrem großen Optimismus trotz der vielen Probleme, ihrer großen Geduld und ihrer Offenheit gegenüber mir. Und immer wieder war ich fasziniert von ihrem Glauben an Gott – trotz der teilweise traumatischen Erfahrungen und dem Verlust von Verwandten, Freunden und den persönlichen Habseligkeiten, spürte ich immer wieder bei ihnen, dass für sie Gott nichts Abstraktes, sondern konkret und anwesend ist.
Zum Abschied erhielt ich von der kongolesischen Jugend u.a. ein Huhn geschenkt! Ein kostbares Geschenk in Kakuma. Es darf leider nicht den Flug antreten, schmeckt aber sicherlich gut :) |
In meinen Jahresexerzitien betete ich vergangene Woche mit den Seligpreisungen der Bergpredigt (Matthäus_5). Dort heißt es:
Selig, die arm sind vor Gott;/
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden;/
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden;/
denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden;/
denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit;/
denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen;/
Selig, die keine Gewalt anwenden;/
denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit;/
denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen;/
denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben;/
Selig, die ein reines Herz haben;/
denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften;/
denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden;/
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig, die Frieden stiften;/
denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden;/
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Diese Zeilen wirken für mich, wie für Flüchtlinge geschrieben. Flüchtlinge haben alles verloren, sie sind vollkommen auf Gott angewiesen. Sie trauern um Angehörige und Freunde, um ihre Heimat. Vor Gewalt sind sie geflohen und wollen, dass Gerechtigkeit eintritt. Sie sehnen sich nach Frieden und viele traten für Gerechtigkeit ein und mussten daher die Verfolgung in Kauf nehmen. Hatte Jesus bei der Bergpredigt auch besonders Flüchtlinge im Sinn?
Viele Momente meiner Zeit in Kakuma werde ich sicherlich immer in kostbarer Erinnerung behalten. Aber alles hat seine Zeit, so auch für mich weiter zu ziehen. Und so verlasse ich nun Kakuma und werde ab September in Paris Theologie studieren.
Abschied von versch. Ordensleuten (Jesuiten, Salesianern, kleinen Schwestern Charles de Foucaulds und einer Schwester vom Heiligen Herzen Jesu) |
Das sind sehr bewegende Eindrücke, die Du nach Europa mitbringst. Und jetzt: Herzlich willkommen unter den Theologiestudenten.
AntwortenLöschenJ.H.
der bericht war sehr, sehr schön. danke.
AntwortenLöschenA.W.
Lieber Christian, Ich freue mich mit Dir, dass Deine Zeit in Kakuma so gut endet. Ich freue mich auf ein Wiedersehen in Muenchen. Herzlich, Ruediger
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