Montag, 7. Mai 2012

Mein neues Zuhause
- oder -
Wie ich Salesianer Don Boscos wurde!

"Gottes Wege sind unergründlich!" - oder getreu einem portugiesischen Sprichtwort, welches mein Novizenmeister verwendete: "Gott schreibt auf krummen Linien gerade." Sollte es vielleicht wirklich Gottes Wille gewesen sein, dass ich in Kakuma die Salesianer kennenlerne und Salesianer werde? Der eine oder andere fragt sich nun vielleicht, was mit mir los ist. Ist der Braunigger jetzt durchgeknallt  und mal ganz nebenbei Salesianer geworden, gerade als er vom Jesuitenprovinzial den offiziellen Brief erhalten hat, dass er von Herbst an Theologie studieren soll?

Don Bosco umgeben von Flaggen der Heimatländer versch.Flüchtlinge.
Ich kann alle beruhigen, es ist nichts Dramatisches passiert. Da beim Jesuitenflüchtlingsdienst eine Zimmerknappheit herrscht, habe ich Bereitschaft gezeigt ggf. für eine kurze Zeit  bei den Salesianern zu wohnen, da diese momentan genügend Platz haben und einen Jesuiten aufnehmen würden. Aufgrund eines Missverständnisses sind daraus dann allerdings gleich die gesamten letzten 8 Wochen meines Aufenthaltes in Kakuma geworden. Mein Wohnortwechsel irritiert einige Flüchtlinge und einige Kollegen beim JRS nennen mich nun Salesianer.
Am Sonntag beim Mittagessen mit Br. Benedikt (links) und P. Luke
Einerseits ist es Schade, dass ich nun vergleichsweise wenig Kontakt mit meinen Mitbrüdern und den anderen Kollegen habe, andererseits eröffnet mir das Leben bei den Salesianern eine neue Perspektive auf Kakuma und die Arbeit mit Flüchtlingen und außerdem lerne ich eine mir unbekannte Spiritualität kennen. Im Gegensatz zum JRS haben die Salesianer einen eigenen Wohnbereich, so dass es mehr einer Jesuitenkommunität entspricht - und folglich ist hier auch eine geistliche Atmosphäre vorhanden. Die Salesianer leben nicht im Gebiet der NGOs, sondern mitten im Flüchtlingslager - allerdings durchaus durch einen Zaun abgetrennt (wie Flüchtlinge untereinander sich auch durch Zäune abtrennen.) In diesen Wochen sind nur zwei Salesianer hier in Kakuma. Manchmal scheint mir, dass sie auch froh sind  einen weiteren Gefährten um sich herum zu haben. Die Salesianer Don Boscos sind in Kakuma mit ihrer traditionellen Tätigkeit engagiert: Berufsqualifizierende Ausbildung! So gibt es einjährige Kurse in verschiedenen Handwerken (Schneiderei, Schreinerei, Kfz-Mechaniker, Metallarbeit und Installateur, Elektriker, Maurer, Sekretär). Weiterhin werden 3-monatige Englisch- und Computerkurse angeboten. Auf diese Weise erreicht Don Bosco jährlich einige hundert Flüchtlinge - und Flüchtlinge können die Zeit im Exil sinnvoll zum Erlernen praktischer Tätigkeiten nutzen. Als ich in den letzten zwei Jahren gelegentlich kurz zu Besuch bei Don Bosco vorbeikam und über das Gelände lief, war ich immer wieder fasziniert, was mit sehr begrenzten Ressourcen erreicht werden kann. Vor einigen Wochen fertigte Don Bosco in seiner Ausbildungswerkstatt auch die Gestelle für die 20kV Solaranlage des JRS und setzte die Fundamente für die Gestelle.
Die Werkstätten Don Boscos bieten für Flüchtlinge einjährige Ausbildungen an, so Sekretärinnen, Metallarbeit, Kfz-Mechaniker, Schreinerei, Maurer, Schneiderei etc.
Da Don Bosco sowohl in einiger Entfernung zu meinem Hauptarbeitsplatz dem Education Center als auch auch dem allgemeinen Büro- und Wohnbereich aller NGOs liegt, habe ich nun ein Auto für mich alleine zur Verfügung, um mich frei bewegen zu können. Die Distanzen sind nicht groß - lediglich einige Kilometer, aber eben doch zu groß, um alles zu Fuss zurück zu legen.
Die Probleme, die dies mit sich bringt, habe ich dann schnell erfahren. Innerhalb der ersten Woche hatte ich insgesamt 3 platte Reifen. Auf dieses Abenteuer hatte ich nicht so richtig Lust, erfreulicherweise hatte ich in den drei darauffolgenden Wochen nur noch einen Platten. 
Die Rettung naht! Eine Kollegin kann nicht widerstehen und macht ein Foto.
Aus dem Schlamm herausgezogen! Die Freude steigert sich ins grenzenlose!
Ein weiteres Malheur ereignete sich vor kurzem, als es ausnahmsweise an einigen Tagen hintereinander geregnet hat. Ich bin munter losgefahren und schlitterte ein wenig durch den Schlamm - ein wenig wie bei Eis und Schnee, aber ich fühlte mich viel hilfloser. Plötzlich wollte mein Auto aber einfach nicht mehr weiterfahren. Ich sprach dem Auto lieb zu, aber es wollte nicht. Auch das Einschalten des Allrads änderte nichts daran. Vorwärts oder rückwärts fahren - nichts war möglich. Ich konnte Gas geben wie ich wollte - mein Auto ist im Schlamm stecken geblieben. Für die vorbeilaufenden Afrikaner ein Schauspiel. Einen Weißen zu sehen ist ohnehin nicht alltäglich, aber dann noch einen, der Auto fährt und im Schlamm festsitzt, dies ist eine Attraktion. Einige Vorbeikommende boten ihre Hilfe an - aber ich lehnte ab. Erstens hoffte ich, dass bald ein Auto des JRS kommen würde um mich herauszuziehen, zweitens wäre ich extrem dreckig geworden, wäre ich ausgestiegen und hätte versucht zu schieben, drittens konnte ich gar nicht aussteigen - denn die Fahrertür war an diesen Tagen nicht öffnenbar - ich hätte auf der Beifahrerseite aussteigen müssen und dafür meinen IT Assistenten in den Dreck schicken müssen, der auf dem Beifahrersitz saß. So warteten wir entzückt und glücklicherweise konnte nach einiger Zeit ein anderes Auto des JRS kommen und nahe genug heranfahren, um uns am Ende herauszuziehen (der Fahrer hatte zum Glück Gummistiefel, so dass ich sitzen bleiben konnte und er selbst auch nicht schmutzig wurde). Bis zu meiner Abreise soll es nun erst einmal mit dem Regen genügen, denn so viel Spaß macht es auch wieder nicht im Schlamm festzusitzen.

2 Kommentare:

  1. Hallo lieber Salesianer,

    ja, die machen gute bodenständige Arbeit - hab' ich mir auch gedacht, als wir welche in Berlin besucht haben beim Scholastikersymposion. Wir brauchen sie nicht kopieren, aber eine Scheibe davon abschneiden wäre manchmal nicht schlecht.

    A.W.

    AntwortenLöschen
  2. Fremdgänger! Aber ich gebe zu: Die sind beeindruckend....

    J.A.

    AntwortenLöschen