"They have taken my home,
but they can't take my future!"
(Spruch auf dem T-Shirt eines Flüchtlings)
but they can't take my future!"
(Spruch auf dem T-Shirt eines Flüchtlings)
Vor einigen Wochen saß ich morgens im Gottesdienst und las auf dem T-Shirt eines Flüchtlings den Spruch: "They have taken my home, but they can't take my future". Diese Aussage bringt sehr schön meine persönlichen Eindrücke ins Wort. Vor etwa zwei Jahren, als ich mich auf die Arbeit in einem Flüchtlingslager einstellte, ging mir vieles durch den Kopf. Ich stellte mir Situationen vor, mit denen ich konfrontiert werden könnte und ich stellte mir oft Fragen wie z.B.: Wie werden Flüchtlinge ihre Situation beurteilen? Wie gehen Menschen mit dem Verlust von Verwandten und Freunden und ihren Habseligkeiten um? Prägen Traumatisierung und Verzweiflung den Geist eines Flüchtlingslagers?
Traumatisierung, Verzweiflung und Not sind in Kakuma vorhanden. Vom Verlust von Verwandten und der eigenen Habseligkeiten sind viele betroffen und es sind schwere Schicksalsschläge vorhanden. Die Infrastruktur im Camp ist mangelhaft (Wasserrationierung auf 20 Liter pro Person und Tag, unzureichende Schulkapazitäten, rudimentäre Gesundheitsversorgung, etc.) und die Ungewissheit über die Zukunft prägt viele. Die Heimat ist genommen und die Konsequenzen sind spürbar. Doch dies überschattet nicht alles: Bei unheimlich vielen spüre ich Lebensmut und Hoffnung - jede Gelegenheit um weiter zu kommen wird beim Schopfe gepackt. Die Zukunft wollen sich die Flüchtlinge nicht nehmen lassen. Die Stimmung ist von Hoffnung geprägt - von der Hoffnung zu lernen und als anderer Mensch das Camp zu verlassen; vom Wunsch etwas zu erreichen, von der Sehnsucht in die Heimat zurückkehren zu können oder von einem westlichen Land aufgenommen zu werden. Diese Stimmung durfte ich häufig wahrnehmen: Sei es in Gesprächen mit Jugendlichen und Erwachsenen in den Kirchen, mit Flüchtlingen, die für den JRS arbeiten, bei Studenten des Fernstudienprogramms oder bei meinen Studenten in "Business Management & Entrepreneurship". Die Heimat ist genommen, doch die Zukunft will man sich nicht nehmen lassen. Diese Einstellung fasziniert mich immer wieder.
Traumatisierung, Verzweiflung und Not sind in Kakuma vorhanden. Vom Verlust von Verwandten und der eigenen Habseligkeiten sind viele betroffen und es sind schwere Schicksalsschläge vorhanden. Die Infrastruktur im Camp ist mangelhaft (Wasserrationierung auf 20 Liter pro Person und Tag, unzureichende Schulkapazitäten, rudimentäre Gesundheitsversorgung, etc.) und die Ungewissheit über die Zukunft prägt viele. Die Heimat ist genommen und die Konsequenzen sind spürbar. Doch dies überschattet nicht alles: Bei unheimlich vielen spüre ich Lebensmut und Hoffnung - jede Gelegenheit um weiter zu kommen wird beim Schopfe gepackt. Die Zukunft wollen sich die Flüchtlinge nicht nehmen lassen. Die Stimmung ist von Hoffnung geprägt - von der Hoffnung zu lernen und als anderer Mensch das Camp zu verlassen; vom Wunsch etwas zu erreichen, von der Sehnsucht in die Heimat zurückkehren zu können oder von einem westlichen Land aufgenommen zu werden. Diese Stimmung durfte ich häufig wahrnehmen: Sei es in Gesprächen mit Jugendlichen und Erwachsenen in den Kirchen, mit Flüchtlingen, die für den JRS arbeiten, bei Studenten des Fernstudienprogramms oder bei meinen Studenten in "Business Management & Entrepreneurship". Die Heimat ist genommen, doch die Zukunft will man sich nicht nehmen lassen. Diese Einstellung fasziniert mich immer wieder.
Die Überreichung eines Geschenkes der Studenten |
Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft war bei meinen Studenten im Business Management Kurs der Hauptantrieb. Es wurden viele verschiedene Dinge gelernt - und ich bin schon zufrieden, wenn ich ein wenig von meinen drei Anliegen vermitteln konnte. Diese waren:
- Wenn ein Parameter verändert wird, kann dies große Konsequenzen haben. Viele ökonomische Situationen sollten dies verdeutlichen. Diese Sensibilisierung hilft hoffentlich auch im Alltag, denn schließlich ist das Leben von Veränderungen geprägt und es ist gut bereits im Vorfeld die Konsequenzen zu bedenken.
- Ich stellte fest, wie meine Studenten zu Beginn des Kurses vorschnell eine Situation als positiv oder negativ bewerteten, ohne jedoch Alternativen zu bedenken. Ein Projekt mag gut sein, allerdings kann es immer noch bessere geben. Oder ein Projekt mag schlecht sein, aber kurzfristig ist dieses Projekt u.U. trotzdem noch die beste Lösung. Hoffentlich werden allgemein Lebenssituationen zukünftig ein wenig mehr mit möglichen Alternativen verglichen. In vielen alltäglichen Dingen kann dies von Nutzen sein - und nicht jedes Angebot und jede Politik sind ohne Alternativen.
- Zu Beginn hatten viele meiner Studenten Angst vor Unbekanntem, vor Graphen und ein wenig Mathematik. Aber mit der Zeit erfuhren sie, dass mit Lernen diese Dinge verstanden werden können. Im Verlauf des Kurses hatten Studenten bei neuen Dingen immer wieder Respekt, aber Ängste wurden immer geringer, da Fortschritte verzeichnet wurden und Selbstvertrauen wuchs.
Die Abschlussfeier wurde in großer Dankbarkeit vollzogen und unerwarteterweise erhielt ich von den Studenten ein Geschenk. Auf dem Geschenk war auch ein kleiner Zettel angebracht mit dem Text: "We love you Christian!" Zunächst einmal war ich gerührt ob des Geschenkes - der Text rief in mir jedoch den Gedanken hervor: "Wollen meine lieben Studenten mich jetzt auf den Arm nehmen?" Immer wieder kritisierte ich sachlich und freundlich meine Studenten, weil sie zu wenig lernten, zu spät oder unregelmäßig kamen. Das gesellige Zusammensein im Anschluss an die Feier war dann so herzlich, dass der Text auf dem Geschenk wohl wirklich ernst gemeint war. Einige Tage später fragte ich einen Kenianer, wie er die Aussage verstehe und erklärte ihm den Hintergrund. Darauf erwiderte er: "Ein klares Auftreten des Lehrers wird von Studenten sehr geschätzt - und vielleicht haben sie auch geschätzt, wie sehr Du sie ernst nimmst. Und vielleicht hast Du ja auch gut unterrichtet."
Gruppenfoto der Studenten meines Kurses - einige Absolventen konnten leider nicht an der Abschlussfeier teilnehmen. |
Am Ende der Feier fragte mich ein Student, wo meine Eltern und meine Familie leben. Nun die Antwort, dass meine Eltern und Geschwister in Deutschland leben, konnte er akzeptieren. Daraufhin fragte er, ob ich nicht verheiratet sei. Ich musste ihn dann daran erinnern, dass ich Jesuit bin und daher nicht verheiratet bin. Er entschuldigte sich und erklärte dies vergessen zu haben. Aber was ich denn dann mit dem vielen Geld mache, was ich hier verdiene, wenn ich keine Familie zu versorgen habe. Ich erwiderte lediglich, dass ich ja kein Geld verdiene.* Dies konnte er nicht fassen, er schaute mich mit großen Augen an und meinte: "Aber Du lehrst uns doch BWL und VWL, Du lehrst uns, wie man Geld verdient! Und Du verdienst nichts?" Ja, manchmal ist die Welt kompliziert.
*Ich persönlich erhalte kein Gehalt, jedoch bekommt meine Jesuitenkommunität in Nairobi ein kleines Gehalt für mich.