Einige Tage bevor ich Kakuma verließ und es den Flüchtlingen erzählte, die mit dem JRS arbeiten, schämte ich mich ordentlich dafür. Am liebsten hätte ich gar nicht davon erzählt und mich heimlich davon geschlichen. Doch warum? Flüchtlingen ist es nicht gestattet einfach einmal Kakuma zu verlassen. Dafür benötigen sie eine Reisegenehmigung vom UNHCR. Diese ist erhältlich, wenn ein Arzt in Nairobi aufgesucht werden muss oder ausnahmsweise für den Besuch von Familienangehörigen in einem anderen Landesteil. (Etliche Flüchtlinge fahren auch ohne gültige Papiere nach Nairobi und hoffen nicht von der Polizei kontrolliert zu werden - anscheinend kann dies jedoch mit ein wenig Geld geregelt werden). Gar in ein anderes Land zu reisen, ist für Flüchtlinge aber vollkommen unmöglich. Und auch durchschnittlich 20 Euro pro Tag für Bus, Übernachtung und Verpflegung aufzubringen, ist für viele Flüchtlinge nahezu unmöglich. Entsprechend erstaunlich empfand ich die erhaltenen guten Wünsche für meine Fahrt. Ich konnte keinen Neid wahrnehmen. Und als ich wieder nach Kakuma zurückkehrte, wurde ich mit großer Freude empfangen. Ich fühlte mich so beschämt!
Badende Kinder in Stonetown auf Sansibar |
Noch ein weiterer Aspekt bereitete mir in den letzten Wochen Gedanken. Viele Erwachsene Flüchtlinge begannen ein Studium in ihrer Heimat und mussten die Heimat verlassen, ohne es beenden zu können. Jetzt sind sie hier in Kakuma und wissen nicht, was die Zukunft bringt. Ein junger Kongolese erzählte, dass er im dritten Studienjahr Biochemie war, als er nach Kenia floh. Das Studium zu beenden ist hier unmöglich und was bringt die Zukunft? Wird er wieder in die Heimat können? Wahrscheinlich nicht! Falls er von den USA, Kanada oder Australien aufgenommen wird, was kann er dann dort arbeiten? Er hat keine abgeschlossene Ausbildung! Ihn quält die Ungewissheit, was er eines Tages einmal machen wird. Und wie lange bleibt er hier in Kakuma? Wer weiß dies schon. So geht es vielen. Ein Äthiopier meinte, dass die Ungewissheit, wie lange er noch in Kakuma ist, für ihn das schlimmste sei. Als Strafgefangener im Gefängnis sei wenigstens klar wann man wieder frei sei. Er ist bereits 18 Jahre hier - aber wie lange wird er noch hier sein?
Auch bei diesen Berichten muss ich immer wieder schlucken. Was kann ich schon auf solche Geschichten antworten - ich hatte gute Studienmöglichkeiten und ich weiß, dass ich nach insgesamt knapp zwei Jahren wieder in Deutschland sein werde.
Der Strand auf Sansibar - klares Wasser und weißer Sand |
Hallo Christian,
AntwortenLöschendanke für Deine detailierten Ausführungen in Deinem Beitrag. Ich wünsche Dir auch weiterhin viel Erfolg bei Deiner Tätigkeit im Fluechtlings- lager Kakuma und das wir uns ggf. einmal in Hannover wiedersehen. Es würde mich sehr freuen.
Hans K. aus Hannover
Wenn ich deine Bilder von Sansibar sehe werde ich ja schon ein bisschen neidisch, muss ich zugeben. Iss ja der Hammer! War bestimmt sehr schön dort. Und ich würde sagen: Du hast es Dir verdient!!
AntwortenLöschenG.B.
Du kommst ja ganz schön rum. War das Dienst oder Urlaub? Vermutlich nicht Urlaub, sonst müsstest Du Dich jetzt nicht ausruhen.
AntwortenLöschenJ.A.