Montag, 25. April 2011

In Kakuma ersteht Christus einen Tag früher! - oder - Frohe Ostern!

Heute möchte ich ein wenig über die Kar- und Ostertage in Kakuma berichten. Da die liturgischen Texte in der katholischen Kirche weltweit identisch sind, waren keine grossen Überraschungen zu erwarten. Die Gottesdienste, die ich besuchte, wurden von Jesuiten gehalten - P. Garry Smith (USA) und P. Chris Jenkins (Australien).

Letzten Sonntag wurde also auch in Kakuma Palmsonntag gefeiert - und zwar mit einer richtigen Prozession, nicht wie in Deutschland nur vom Kirchhof in die Kirche hinein. Wir hatten sogar Palmzweige - allerdings , wie zu erwarten, vollkommen vertrocknete.
 
Am Abend nach der Feier des letzten Abendmahles, fuhren wir zur Kommunitaet der Salesianer Don Boscos. Die Salesianer vor Ort sind schon seit vielen Jahren fuer die Seelsorge im Camp verantwortlich und froh, wenn Jesuiten aushelfen oder für eine längere Zeit sich pastoral engagieren. Die drei Salesianer kamen alle ein wenig spaet zurueck (sie begannen nach gutem afrikanischen und indischem Brauch die Messfeier 30 Minuten oder sogar eine Stunde spaeter als angesetzt). Dies hielt uns Jesuiten jedoch nicht davon ab schon die Feier zu eroeffnen und ein oder zwei kalte Bier zu trinken. Einen der drei Salesianer (ein Inder) schaetze ich unheimlich - seine dienende Grundhaltung - gegenüber Flüchtlingen und auch uns - macht ihn für mich zu einem sehr angenehmen Menschen. Da zwei der drei Salesianer Inder sind, gab es dann auch ein indisches Abendessen. Hmmm. Dies war eine gelungene Abwechslung zu den täglichen roten Bohnen, Kohl und Ziegenfleisch   An diesem Abend aß ich wahrscheinlich doppelt so viel wie normalerweise.

Der Karfreitag war nicht besonders spektakulaer - und doch beeindruckend wie einer nach dem anderen zu Kreuzverehrung nach vorne kam. Die Feiern waren liturgisch nicht spektakulär - und doch hatten sie etwas Besonderes, welches gerade auch der Zelebrant einbrachte.

Zu Beginn der Osternacht - es ist 16 Uhr und
der Sonnenuntergang beginnt gegen 19:00 Uhr.
Von Dunkelheit kann also keine Rede sein.
Die Feier der Osternacht begann bei uns in Kakuma schon zeitig - wenn der Gottesdienst früher beginnt, kann die Party danach ebenfalls früher beginnen. Entsprechend entschloss man sich in Kakuma die Osternacht bereits um 16 Uhr nachmittags zu beginnen. Und daher ersteht Christus in Kakuma nicht erst am dritten sondern bereits am zweiten Tag - also ein Tag früher als im Rest der Welt. Das Foto rechts wurde zu Beginn des Gottesdienstes aufgenommen. Schließlich stellte es sich auch als Herausforderung dar das Osterfeuer zu entzünden. Aber mit ein wenig Papier und Plastik brannten schließlich doch zwei Zweige und die Osterkerze konnte angezündet werden. Der Holzhaufen blieb insgesamt jedoch unberuehrt - daher muss naechstes Jahr schon niemand Holz suchen gehen. Die Symbolik Christus als Licht, welches die Nacht erhellt und zu uns kommt, hatte aufgrund der starken Sonneneinstrahlung und der Hitze  seine Kraft ein wenig verloren - besonders auch, da die Kerzen nach Einzug in die Kapelle ausgeblasen wurden - ansonsten wäre es einfach nur furchtbar heiss geworden. Warum die Osternacht bereits um 16 Uhr gefeiert wurde? Die Liturgie dauert ohnehin ein wenig länger, dann gab es sieben Taufen und da ab 19 Uhr die einzelnen Teile des Camps mit Hilfe großer Tore abgeriegelt werden, so dass von aussen keine Diebe eindringen können, mussten bis ca. 19 Uhr alle wieder zu Hause sein. Daher entschloss man sich die Osternacht vorzuverlegen - ich denke ein guter Entschluss, denn wäre es besser gar keine Osternacht zu feiern?

Die wahre Osterfreude war dann am Sonntag zu spüren. Die sogenannten Kizito Tänzer durften nach der 40-taegigen Fastenzeit wieder im Gottesdienst tanzen. Ihr Enthusiasmus schien geradezu die Gottesdienstgemeinde anzustecken. Und so wurde im Gottesdienst gesungen, geklatscht - und auch ein wenig gegroelt. Diese Art von Gottesdiensten sind schon etwas Besonderes. Im Video ist ein Ausschnitt aus dem Danklied kurz vor Ende des Gottesdienstes zu sehen (es lohnt sich das Video bis zum Ende zu schauen!)

Sonntag, 3. April 2011

Eroeffnung des Fernstudiums - oder - Wir koennen es nicht den Ignoranten und Idioten ueberlassen!

Vor etwa zwei Wochen wurde nun offiziell das Fernstudienprogramm eroeffnet. Bei solchen Veranstaltungen werden auch in Afrika traditionell einige Reden geschwungen und es gibt als Unterhaltung zwischendurch einzelne Auffuehrungen. Im Video anschliessend fuehrt eine Schulklasse einen traditionellen Tanz und Gesang auf.
Einer der Redner vor Ort war P. Frido Pflueger. Er kommt aus Deutschland und ist seit knapp drei Jahren  in Nairobi und ist verantwortlich  fuer den Jesuitenfluechtlingsdienst in Ostafrika, also in Kenia, Tansania, Uganda, Aethiopien und dem Nord- und Suedsudan. Hier ein Auszug aus seiner Rede:
 "…Warum fuehren wir nun das Fernstudiums hier im Fluechtlingslager ein? Jesuiten engagieren sich im Bereich der Ausbildung seit fast 500 Jahren. Wir sehen es als unsere Aufgaben an Menschen auszubilden, die sich in Liebe fuer Gerechtigkeit einsetzen. In den Prinzipien der ignatianischen Paedagogik werden die grundsaetzliche Punkte ausgefuehrt, die bei der Ausbildung wichtig sind. Meiner Meinung nach sind drei Dinge zu betonen und dann noch ein Nachschub aufzufuehren. Also sind es insgesamt eigentlich vier Punkte.
P. Pflueger waehrend seiner Rede

1. Wir benoetigen Menschen mit Kompetenz (competence). Menschen, die etwas wissen, die wissen wovon sie reden. Menschen, die Probleme erkennen und sie loesen koennen oder wenigstens daran interessiert sind sie zu loesen. Manchmal weiss man nicht wie ein Problem geloest werden kann, ein Problem kann zu gross sein. Aber mit Ignoranten und Idioten koennen wir keine Probleme loesen. Wir koennen die Probleme nicht den Idioten ueberlassen. Aber Kompetenz ist nicht genug. Es gibt viele Menschen auf der Welt mit Wissen, die wissen wie sie anderen Menschen das Geld aus der Tasche stehlen, gerade in Diktaturen und korrupten Strukturen. Es gibt gibt genuegend kompetente, ausgebildete Menschen, die ihr Volk unterdruecken. Diese Menschen benoetigen wir nicht. Und so kommen wir zum zweiten Punkt.
2. Wir benoetigen Menschen mit einem guten Gewissen, d.h. Menschen, die die Gabe haben zwischen gut und schlecht zu unterscheiden und entsprechend sich fuer das Gute entscheiden. Aber auch dies ist noch nicht ausreichend. Wir lesen im Brief des Apostels Paulus: Wenn es keine Liebe gibt, dann ist alles unnuetz. Dies fuehrt bereits zum dritten Punkt.
3. Daher benoetigen wir Menschen mit Leidenschaft. Menschen, die ein grosses Herz besitzen und die sich um das Wohl anderer sorgen und nicht alleine an sich denken. Menschen, die ihre Faehigkeiten, ihr Wissen einsetzen um in guter Absicht anderen zu helfen. Und so komme ich nun zum vierten Punkt.
4. P. Arrupe, der Gruender des Jesuitenfluechltingsdienstes, betonte immer wieder: Wir muessen Maenner und Frauen fuer andere ausbilden.
Und so kann zusammengefasst warden, dass wir Menschen mit Wissen, einem guten Gewissen und Leidenschaft benoetigen und ausbilden wollen, die Maenner und Frauen fuer andere sind…"


Nachdem die neuen Gebaeude noch eingeweiht wurden, kam es auf dem Vorplatz zur letzten Auffuehrung. Eine burundische Trommelgruppe gab ihr Bestes! Diese Gruppe ist im Video zu sehen.

 
Wer mehr zu unserer Arbeit in Kakuma wissen moechte und wie wir Menschen fuer andere ausbilden, kann sich hier informieren. Wer unsere Arbeit unterstuetzen moechte, kann dies gerne durch eine Spende (siehe in der rechten Spalte) oder die Einnahmen aus einer Wohltaetigkeitsveranstaltung tun. Allen, die in letzter Zeit gespendet haben ein herzliches Dankeschoen!